Sprache ist kein feststehendes Gebilde, sie entwickelt sich mit den Menschen. Wörter veralten und neue Wörter gelangen in den Wortschatz. Neue Produkte und Dienstleistungen, Entwicklungen in Wissenschaft und Gesellschaft sind Treiber für neue Wortschöpfungen. Die Suchmaschine Google hat das Leben der modernen Gesellschaft nachhaltig geprägt. Der Duden weist das Verb "googeln"aus. "Ich google" bedeutet, dass ich eine Suchanfrage (bei der Suchmaschine Google) im Internet stellt. So verhält es sich auch mit dem Schach und den Schachbegriffen in der deutschen Sprache. Vor mehr als 200 Jahren entwickelte sich das Kaffeehaus-Schach besonders stark in Frankreich, Österreich und Deutschland. Das Bürgertum entdeckte das Schach für sich. Anfang des 20. Jahrhunderts schossen allerorten Arbeiterschachvereine wie Pilze aus dem Boden. Schach war nun in der Bevölkerung angekommen. Lokalzeitungen berichteten täglich über Schach. Klar, dass sich Begriffe aus dem Schach in der Alltagssprache wiederfinden. Ein Wort beschreibt anschaulich und treffend einen Sachverhalt, der sonst mit vielen Worten umschrieben werden müsste:
Die Redewendung, ein Bauernopfer bringen, drückt anschaulich aus, dass eine vergleichsweise unbedeutende Person geopfert wird, um eine andere Person aus der Schusslinie zu nehmen und um deren Ansehen nicht zu beschädigen.
Der Schachausdruck „en passant“ wurde aus dem Französischem übernommen und bedeutet das Schlagen eines Bauern im Vorbeigehen. Man begegnet diesem Ausdruck hin und wieder auch in anderen Zusammenhängen. Dann wird das „nebenbei Erledigen einer Sache“ betont.
Wenn in den Medien der Begriff „Hängepartie“ fällt, so wird mitgeteilt, dass eine Sache noch nicht endgültig abgeschlossen ist und der Ausgang ungewiss ist. Im Schach bedeutet Hängepartie, dass eine Partie abgebrochen wurde und später fortgesetzt wird.
Patt drückt auf prägnante Art und Weise aus, nichts geht mehr, es gibt kein vor und zurück.
Rochade ist der einzige Zug im Schach, an dem 2 Figuren einer Partei beteiligt, nämlich König und Turm. Vereinfacht gesprochen: König und Turm tauschen die Plätze. In der Politik bedeutet Personalrochade: Der bisherige Amtsinhaber verliert seine Position, die von einem anderen übernommen wird.
„In Schach halten“ bedeutet, dass der Gegenüber vorübergehend kaltgestellt ist, weil er weder fliehen noch den anderen besiegen kann. Mit anderen Worten, man hat die Lage unter Kontrolle.
Der Ausruf „Das war ein Schachzug! “ außerhalb des Schachbrettes, in Politik und Management, steht für ein raffiniertes Manöver oder eine kluge Handlungsweise.
Schach dem … oder Schach der … ist eine Kampfansage oder die Aussage, dass man die Sache im Griff hat.
Dass etwas getürkt ist, bedeutet schlicht, dass es nicht mit rechten Dingen zugeht. (siehe auch Wikipedia)
Zeitnot beschreibt in einem Wort sehr genau, dass die Zeit knapp ist und Eile geboten ist.
Wenn von einer Zitterpartie die Rede ist, dann weiß jeder, der Ausgang einer Sache hängt am seidenen Faden, das Ergebnis ist ungewiss.
Das Wort Zugzwang bringt klar verständlich zum Ausdruck, dass man keine Wahl hat und handeln muss.
Schachbrettmuster, mattsetzen, schachmatt sein, wie eine Schachfigur herumschieben sind weitere Schachmetapher, denen man auch abseits vom Schachbrett begegnet.
* Schachtürke auf Wikipedia.de (2017)
** mit freundlicher Genehmigung von Hans-J. Tempel, Maler und Grafiker